taz - 13. 12. 2008   Renitente Ruine

Bis Sonntag zeigen die KünstlerInnen der Ateliergemeinschaft "SKAM" ihre Arbeiten - und kommentieren die Bedrohung der Kunstszene durch den Umbruch rund um den Kiez

Welchem Wort ähnelt "SKAMment"? Zement etwa, an dessen nicht immer gelungene Nutzung man beim Anblick des von vielen als Bauruine gehandelten ehemaligen Bowlingcenters am Beginn der Reeperbahn unweigerlich denken muss. Diese Ähnlichkeit ist vielleicht Zufall. Nicht aber die zum Wort "comment", die wurde bewusst gewählt fŸr die Werkschau der in den Räumlichkeiten der Ateliergemeinschaft SKAM inmitten jener Bowling-Ruine arbeitenden Maler, Bildhauer, Trickfilmer, Musiker und Konzept- und ExperimentalkŸnstler. Die Ausstellung, die auf zwei Etagen zeigt, was hier entsteht, versteht sich ausdrücklich als Kommentar zum Umbruch auf St. Pauli, der auch die dortige Kunstszene massiv betrifft. Denn wenn das Gebäude am Millerntor tatsächlich den "tanzenden Türmen" des Architekten Teherani weichen soll, verliert Hamburg eine Institution, die seit 16 Jahren Kunst von internationalem Rang zeigt. MATT

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 art online - 11. 12. 2008   Hamburg: "SKAMment"

Hamburg, was machst du nur mit deiner Kultur?

16 Jahre kämpft die selbstverwaltete und Ðfinanzierte Gemeinschaft SKAM als Garant der Hamburger Off-Space-Kunstszene nun erfolgreich für sein Bestehen, gut getarnt in einer Bauruine am Spielbudenplatz auf der Reeperbahn, im ehemaligen Bowlingbahn-Gebäude. Es ist an der Zeit, ein Statement zu machen, ein Comment oder eben ein SKAMment - zur Bedrohung der Hamburger Kunstszene, die durch steigende Mieten, Abrisse und horrenden Investitionen für das neue In-Viertel der Hafen-City unaufhaltsam scheint. Obgleich sich die Stadt gerne mit den kulturellen Schätzen zwischen Kiez und Schanze rühmt, steht den Künstlern und Kulturinstitutionen das Wasser bis zum Hals. Doch von der Parole "Schöne Kunst Allen Menschen!" wird die Institution, die sich als experimentelles Labor versteht, so schnell nicht ablassen. Auch dieses Jahr gaben sich wieder 25 Maler, Bildhauer, Musiker, Video- und Konzeptkünstler dem Prozesshaften hin und realisierten ihre Ideen, deren subtil kritischen Früchte man vom 11. bis zum 14. Dezember im "White Cube" des SKAM ernten kann. Zur heutigen Vernissage versammeln sich Grössen der Hamburger Musikszene wie Lesley Farfisa (Der Fall Böse) und Frank Spilker (Die Sterne) sowie weitere Überraschungsgäste. Alles ist nur eine Frage der Vernetzung!

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 THE THING HAMBURG - 14. 10. 2007   Frieren für die freie Kunst

Im Rahmen von "wir sind woanders" beschäftigt sich bei Skam e.V. Ben Howe aus Melbourne mit den "wunden Punkten" in Hamburg, denjenigen Flächen, die sich in der Grauzone zwischen Abriss und Neuaufbau befinden, zwischen der Zerstörung alter Wohnstrukturen und dem Beginn neuer Formen des zusammen Lebens und Arbeitens, wie es bei der Gruppe B 22 der Fall ist. Die künstlerische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft weiss, dass ihre Gebäude in der Bernstorffstrasse 22 bald abgerissen werden. Die Menschen aus den Behörden dulden sie so lange als Zwischennutzer, bis sich Investoren finden, die der Stadt das Bauland für eine lohnende Summe abkaufen. Mit derartigen Praktiken nicht zufrieden geben sich die Betreiber vom KuBaSta, einem weiteren Projekt von "wir sind woanders". KuBaSta heisst "Raum fŸr Kunst, Bauen und Stadtentwicklung". Im Gegensatz zu den Stadtplanern versuchen die Stadtentwickler die Bewohner mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen in die geplanten Baumassnahmen mit einzubeziehen, erklärt Rolf Kellner vom KuBaSta. "Alte, Kinder, Kranke, Obdachlose, die sind anders als Dienstleistungsmenschen, die den öffentlichen Raum vielleicht nur als Transitraum wahrnehmen. Und das ist sehr wichtig." Wie alle AkteurInnen von "wir sind woanders" betreibt der Architekt den Ausstellungsraum, eine alte Wäscherei in der Hamburger Münzburg, in der Repsoldstrasse hinter dem Hauptbahnhof, nicht kommerziell. Das war, neben der kritischen Haltung und dem Bedürfnis nach sozialer Vernetzung sowie zwischenmenschlichem Dialog die Bedingung für die Festivalteilnahme. Quotenzwang wie in den Museen oder Profit wie in den kommerziellen Galerien spielt in diesen freien Ausstellungsräumen keine Rolle. Die Festivalorganisatorin Moka Farkas hält diese Orte deshalb für die Garanten der freien Kunstproduktion.

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 Rheinischer Merkur - 27.10.2005   KUNSTMARKT

(...) Strikt idealistisch geht es auch bei der Hamburger Ateliergemeinschaft S.K.A.M. zu, die seit zwei Jahren eine Galerieplattform betreibt. Neben den Ausstellungen der Mitglieder steht die Bespielung des Raums für weitere Künstler frei. Alle Entscheidungen der Ateliergemeinschaft werden basisdemokratisch gefällt - und das führt bei 27 Mitgliedern nicht selten zu langwierigen Diskussionen. "S.K.A.M. versteht sich als experimentelle Plattform von Künstlern für Künstler", erzählt Dodo Adden, einer der Mitwirkenden. "Wir bewegen uns ausserhalb der Marktgesetze, denn S.K.A.M. ist nicht an den Einnahmen der Künstler beteiligt." Die Ateliergemeinschaft lebt von den Beiträgen der einzelnen Mitglieder. So viel Idealismus wird belohnt: S.K.A.M. erfreut sich grosser Beliebtheit, die Vernissagen sind prall gefüllt. Die Frage ist nur, wie lange die Gemeinschaft fortbesteht, denn ihr Sitz an der Reeperbahn ist vom Abriss bedroht - einen ähnlichen Ort zu finden, ist im dicht besiedelten Hamburg kaum bezahlbar. (...)
 Pressetext SKAMment   Ein SKAMment zur Lage

Für viele ist es nur eine Bauruine am Anfang der Reeperbahn – für Kenner hingegen ein Hot-Spot der Hamburger Kunstszene: die Ateliergemeinschaft SKAM e.V. in der ehemaligen Bowlingbahn, gleich neben dem Musicaltheater am Spielbudenplatz. Vom 11. - 14. Dezember präsentieren die hier arbeitenden KünstlerInnen nun auf zwei Etagen ihre Werkschau "SKAMment".

SKAMment klingt ähnlich wie "comment", und diese Ähnlichkeit ist kein Zufall. Denn die Ausstellung versteht sich auch als Kommentar zum Umbruch, der sich derzeit auf St. Pauli vollzieht – und nicht nur die dortige Kunstszene massiv bedroht. Steigende Mieten, Abrisse und Neubauten im Hafencity-Stil treffen die kreativen Köpfe zwischen Kiez und Schanze, deren sich die Stadt gerne rühmt, empfindlich.

Sollte das Bowlingbahn-Gebäude an der Reeperbahn 1 / Beim Trichter 1 den "tanzenden Türmen" des Hamburger Architekten Hadi Teherani tatsächlich weichen, verliert Hamburg mit der Ateliergemeinschaft SKAM eine Institution, aus der in 16 Jahren KünstlerInnen von bundesweitem und internationalem Rang hervorgegangen sind. Derzeit arbeiten im SKAM e.V. 25 KünstlerInnen, darunter Maler, Bildhauer, Trickfilmer, Konzept- und Experimentalkünstler sowie Musiker. Im Erdgeschoss betreiben sie außerdem die Galerie SKAMraum, die kostenfrei KünstlerInnen und kreativen BürgerInnen zur Verfügung gestellt wird. Dies ist ein ca. 90 Quadratmeter großer "White Cube", in dem bereits zahlreiche deutsche und internationale Künstler ihre Arbeiten ausgestellt haben. In dem Gebäude sind auch stadtbekannte Club – und Kulturstätten wie das Mandarin Casino (ehem. Mojo), Mandarin und Tunnel beheimatet.

Zur Vernissage am Donnerstag, dem 11. 12., werden bekannte Hamburger Musiker wie Lesley Farfisa (Der Fall Böse) und Frank Spilker (Die Sterne) sowie ein Überraschungsgast ab ca. 21:00 Uhr die Werkschau SKAMment begleiten. Am Sonntag, dem 14. 12., werden Meike Schrader und Nils Koppruch ab ca. 15:00 Uhr zum Ausklang eine Matinee geben. Gezeigt wird auch historisches Bildmaterial der früheren Bebauung dieses Geländes, u.a. mit dem damaligen Ballhaus Trichter, aus den Beständen des St. Pauli-Archivs (www.st-pauli-archiv.de).

Eine gute Gelegenheit für alle kunstinteressierten HamburgerInnen, sich ein Bild von der vitalen Kulturszene gerade auf St. Pauli zu verschaffen. Und vielleicht neu über die Frage nachzudenken, ob Hamburg es sich leisten will, sein kulturelles Profil künftig auf massenkompatible Events zu beschränken.
Ausstellungsdaten SKAMment   SKAMment 11. – 14. Dezember 2008

Öffnungszeiten:
Vernissage 11.12. 08 ab 19.00 Uhr
ab 21.00 Uhr mit Lesley Farfisa (Der Fall Böse),
Frank Spilker (Die Sterne) + Überraschungsgast

Freitag 12.12. 08 12:00 - 24:00 Uhr
Samstag 13.12. 08 12:00 - 24:00 Uhr
Sonntag 14.12. 08 12:00 - 20:00 Uhr

Ausstellende Künstler/innen:

Hamburg, was machst du nur mit deiner Kultur? 16 Jahre kŠmpft die selbstverwaltete und Ðfinanzierte Gemeinschaft SKAM als Garant der Hamburger Off-Space-Kunstszene nun erfolgreich fŸr sein Bestehen, gut getarnt in einer Bauruine am Spielbudenplatz auf der Reeperbahn, im ehemaligen Bowlingbahn-GebŠude. Es ist an der Zeit, ein Statement zu machen, ein Comment oder eben ein SKAMment Ð zur Bedrohung der Hamburger Kunstszene, die durch steigende Mieten, Abrisse und horrenden Investitionen fŸr das neue In-Viertel der Hafen-City unaufhaltsam scheint. Obgleich sich die Stadt gerne mit den kulturellen SchŠtzen zwischen Kiez und Schanze rŸhmt, steht den KŸnstlern und Kulturinstitutionen das Wasser bis zum Hals. Doch von der Parole "Schšne Kunst Allen Menschen!" wird die Institution, die sich als experimentelles Labor versteht, so schnell nicht ablassen. Auch dieses Jahr gaben sich wieder 25 Maler, Bildhauer, Musiker, Video- und KonzeptkŸnstler dem Prozesshaften hin und realisierten ihre Ideen, deren subtil kritischen FrŸchte man vom 11. bis zum 14. Dezember im "White Cube" des SKAM ernten kann. Zur heutigen Vernissage versammeln sich Grš§en der Hamburger Musikszene wie Lesley Farfisa (Der Fall Bšse) und Frank Spilker (Die Sterne) sowie weitere †berraschungsgŠste. Alles ist nur eine Frage der Vernetzung! Alejandro Soto
Alexander Raymond
Antje Truelsen
Boris Frentzel-Beyme
Birgit Brandis
Christoph Ziegler
Claudia Paechnatz
Dodo Adden
Dorothée Boehlke
Frederick Wright Jones
Gitte Jabs
Gordon Müllenbach
Helga Damm
Holger Pohl
Janine Schumacher
Jendrik Helle
Jörg Weidner
Josephin Böttger
Lujan Martelli
Markus Müller
Michael Schmeichel
Mika Neu
Moritz Altmann
Oliver Krewitt
Roque Garcia Bermudez
Thomas Jehnert
Thomas Wellhausen
Thorsten Passfeld
Till F. E. Haupt
Uli Pforr
Pressedownloads SKAMment   farbe sw
Bilder (Farbe und SW als Zip-Datei)

SKAMment Pressetext als PDF-Datei
Über SKAM e.V.   Gegründet: 1992
Mitglieder seit Gründung: ca. 120
Atelierfläche: ca. 2000 Quadratmeter
Galerie SKAMraum gegründet: 2004
Ca. 190 Veranstaltungen

Adresse: Reeperbahn 1/ Beim Trichter 1
20359 Hamburg/ St. Pauli
Im Web: www.skam.org
Ansprechpartner: Niels Boeing (Koordinierung Presseinformationen, 040-68873250, niels.boeing@km21.org)
Dodo Adden (Vorstand SKAM e.V., wildeschoenewelt@gmx.de)
Michael Schmeichel (Vorstand SKAM e.V., schmee@gmx.de)